Kita-Lockdown: Warum werden unsere Kinder am härtesten bestraft?

Seit Wochen beschäftigt uns das Corona Virus und seine Folgen in allen Bereichen des Lebens. Seit Verkündung der Schul- und Kita-Schließungen am 12.03.20 haben wir alle hoffnungsvoll auf den 19.04. geblickt. Das ende der Osterferien sollte der Punkt werden, an dem alles besser wird, oder zumindest besser werden könnte. Die Hoffnungen fast aller Bundesbürger richteten sich auf dieses Datum. Und was passierte: Fast nichts. Unsere Kanzlerin verkündete in der ihr eigenen Manier ein paar Maßnahmen. Auf Erklärungen verzichtete sie mal wieder komplett. Warum auch? Die alternativlose Kanzlerin, meint wohl wieder, dass wir es schaffen und ihre Maßnahmen sind von einem Großteil der Bevölkerung akzeptiert und damit quasi legitimiert.

Aber leider wird eine große (kleine) Gruppe unserer Bevölkerung gar nicht erst befragt, was sie von den Maßnahmen hält. Kinder dürfen sich nicht äußern und wenn, dann können es gerade nur die eigenen Eltern hören.
Großelternbesuche: verboten.
Spielplätze: verboten.
Schwimmbäder: verboten.
Schulen: geschlossen.
Kitas: geschlossen.
Krippen: geschlossen.
Freizeitparks: geschlossen.
Sonne: scheint.

Und nun wird langsam deutlich, was die Politik da vor hat. In Berlin bleibt der Notbetrieb der Kitas wohl direkt bis zum 01.08. aufrecht erhalten. Das bedeutet für Vorschulkinder, dass sie sich nicht vom ersten bewusst erlebten Lebensabschnitt Kindergarten “verabschieden können. Doch davon mal ganz abgesehen: Was für eine zusätzliche Belastung ist es wohl für die kleinen Seelen neben den oben genannten Einschränkungen, auch noch den Stress, die Unsicherheit der Eltern zu spüren. Ich mag mir nicht ausmalen, wie es in manchen Familien gerade aussieht, wenn Eltern sich erstmals komplett alleine um ihre Kinder kümmern müssen. In einer viel zu kleinen Wohnung, mit viel zu wenig Spielzeug und viel zu wenig Geld. Aber auch bei normal situierten Familien dürfte die Gemütslage angespannt sein. Das erlebe ich gerade auch an mir selbst und an meiner Frau. Eine der schlimmsten Situationen für mich in der Krise war es sicherlich, als mein Sohn in mein Büro kam, mir seine vierte tolle Idee präsentierte und ich ihm das vierte Mal sagen musste, dass ich zwar zu Hause bin, aber doch arbeiten muss. Home Office ist für ihn ganz sicher kein positiver Begriff.

Ich bewundere meinen Sohn und alle Kinder in Deutschland gerade, wie tapfer sie das alles ertragen.

Und meine Wut gegenüber der Politik steigt in gleichem Maße. Warum werden Kinderrechte im Grundgesetz gefordert und wenn man sie dann keine 6 Monate später braucht, dann werden sie missachtet. Warum lässt man die Akademie der Wissenschaften Theorien entwickeln, wenn man sie dann ignoriert? Dort sollen die kleinsten Kinder zuerst wieder in Kitas und Schulen aufgenommen werden. Erst in Woche 6 der Krise werden jetzt Pläne entwickelt. Warum nicht eher? Warum kündigt man jetzt (3 Monate vorher) schon an, dass Kitas bis nach den Sommerferien geschlossen bleiben? Auf welcher wissenschaftlichen Basis? Höre ich nicht immer wieder, dass Kinder die Krankheit in aller Regel sehr gut überstehen. Aber dann muss ich mir selbst eingestehen, dass das effektiv noch keiner weiß und warum? Das stört mich am allermeisten: Weil die Politik es weiterhin nicht für nötig hält, eine systematische, statistisch relevante Studien zu erstellen: Wenn nicht wir in Deutschland mit unserem tollen Gesundheitssystem, dass die Krise bislang so gut gemeistert hat, soll denn bitte ein evidenzbasiertes Testscreenig erstellen, das wirkliche Ergebnisse liefert. Die Leopoldina fordert das seit Wochen, aber keiner reagiert. Deshalb fischen wir immer noch im Trüben. Das ist ein Skandal.

Ich kritisiere Politiker nicht für falsche Entscheidungen in dieser Zeit. Fehler passieren und dürfen passieren, wenn man daraus lernt. Aber hier wird weiterhin sehenden Auges dafür gesorgt, dass man den Experten keinen richtigen Überblick verschafft und damit gar nicht erst die Möglichkeit gibt, Verbesserungen vorzuschlagen. Man schaut neidisch auf Südkorea und erkennt nicht, dass es genau dieses testen war, dass Südkorea zu einem Vorbild in der Krisenbewältigung machte.

Und weil das alles nicht vorliegt und auch zukünftig nicht geplant ist, bleiben die Kinder auf der Strecke. Da interessiert die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten und auch die Bundeskanzlerin auch die Meinung der Bundesfamilienministerin nicht. Die Kinder müssen zu Hause bleiben. Entgegen der Expertenmeinungen.

Und das setzt die Eltern weiter unter Druck. Mit den anstehenden Lockerungen im Wirtschaftsbereich stehen sie wieder vor dem Dilemma, wie sie Kinderbetreuung und Arbeitszeit vereinbaren sollen. Notbetreuung reicht da nicht aus, zumal ja auch viele Erzieherinnen selbst Eltern von Kleinkindern sind. Aber auch hier wird weiter an der Sache vorbei diskutiert: Wie wäre denn eine Corona-Elternzeit mit einem Corona Elterngeld und einem Kündigungsschutz, wie in der normalen Elternzeit. Auch hier verstreichen die Wochen, in denen der Blick auf die Krankheitszahlen alle zu Götzen erstarren lässt, aber offensichtlich erst so langsam dazu führen tragfähige und kreative Lösungen zu entwerfen.

Für unsere Kinder dürfte das zu spät sein. Und so müssen sie weiter von Spielplätzen, Kitas, Schulen, Schwimmbädern, Freizeitparks, den Großeltern und den Freunden träumen. Weil die großen Politiker im fernen Berlin ihre eigene Kindheit vergessen haben und unter dem Deckmantel des Gesundheitsschutzes die Kinderrechte in nie da gewesener Weise einschränken und nichts dafür tun, diesen Zustand zu ändern.

Der Preis dafür ist teuer und durch kein Geld der Welt wieder gut zu machen: traumatisierte Kinderseelen.

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